Der Paulaner am Nockherberg ist auch über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt – durch das Derblecken, bei dem seit 1891 alljährlich die bayerische Politikszene aufs Korn genommen wird, das Starkbierfest und natürlich sein Bier. Und trotzdem entwickelt sich der Nockherberg weiter: Seit 2018 bringen Florian Lechner und Christian Schottenhamel als Wirte frischen Wind in die Münchner Institution. Wir haben mit Letzterem über diesen Wandel gesprochen.
Herr Schottenhamel, was macht den Nockherberg so besonders?
Wir verkaufen hier ein Stück München und eine Portion Tradition. Der Nockherberg ist deutschlandweit bekannt, zum Beispiel durch das Derblecken und das Starkbierfest. Bei uns kann man Münchner Gastronomie erleben und gleichzeitig große Veranstaltungen abhalten. Wir hatten schon Veranstaltungen mit 2.300 Menschen, für die wir im Biergarten Breakout-Räume aufgebaut haben. Der Hauptsaal ist die große Begegnungsstätte, und anschließend geht es noch ins Restaurant zum Essen.
Apropos Essen: Wie sieht die Gastronomie bei Ihnen am Nockherberg aus?
Mein Partner Florian Lechner hat hier ein großartiges Konzept geschaffen. Wir sind nicht die tief bayerische Gaststätte, die nur Schweinsbraten und Haxen serviert, sondern haben Bayern 2.0 auf unserer Speisekarte – eine moderne bayerische Küche. Außerdem sind wir deutlich vegetarischer geworden und haben sehr viele Biogerichte auf der Karte. Tatsache ist, dass wir uns in einer Ernährungswende befinden, und die müssen wir auch begleiten. Wenn das ein Gastronom nicht macht, dann bleibt er auf der Strecke.
Im Jahr 2018 wurde hier groß umgebaut. Was hat sich seitdem verändert und was ist neu?
Der Wirt – nämlich ich (lacht). Ich bin seit fünf Jahren hier und habe mit Florian Lechner vor allem das Thema Digitalisierung vorangetrieben. Wir haben jetzt alles im Haus, was man sich an Technik wünschen könnte. Das ist bei uns ein Riesenvorteil: Firmen müssen nichts extern mieten. Wir haben hier schon mit 1.000 Personen gearbeitet, die gleichzeitig ins Internet müssen. Außerdem haben wir eine große Tiefgarage mit 250 Stellplätzen und sind gut ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Das schätzen unsere Kunden sehr.
Was war bisher die größte und was die kleinste Veranstaltung, die am Nockherberg ausgerichtet wurde?
Die kleinsten Tagungen finden in den oberen Veranstaltungsräumen statt, wo zehn bis zwanzig Personen Platz haben. Events mit 2.300 Personen nehmen dann natürlich das gesamte Haus ein. Wir haben einen riesigen Biergarten, Tagungen für 1.000 Personen können im Freien ausklingen. Der Nockherberg eignet sich besonders für große Veranstaltungen: Wir haben ein riesiges Foyer, und unser großer Saal lässt sich in drei Bereiche teilen, sodass ich auch während einer Tagung die Raumgrößen anpassen kann.
Haben Sie in den letzten Jahren einen Wandel im Bereich Events beobachten können?
Früher haben Firmen Veranstaltungen für ihre Kundinnen und Kunden gemacht, jetzt machen sie Veranstaltungen für Mitarbeitende. Ich glaube, der Unternehmer merkt mittlerweile, dass das höchste und wichtigste Gut nicht der Umsatz, sondern die Menschen im Unternehmen und das Arbeitsumfeld sind.
Was macht München als touristische Destination besonders?
Ich bin ein Münchner Kindl und stolz darauf, dass ich hier aufgewachsen bin. München ist einzigartig, die Nähe zu den Bergen und auch die Münchner Lebensart mag ich sehr gerne. Was außerdem für die Stadt spricht, ist, wie oft Kunden für ihre Events erneut München wählen – diese Rate ist höher als in allen anderen deutschen Städten. Trotzdem braucht München Großveranstaltungen wie die IAA, Konzerte wie Helene Fischer oder Football-Events der NFL. Und ich bin auch stolz darauf, dass wir dieses Jahr vier Spiele der Fußball-EM der Herren ausrichten dürfen.
Der beste Ort für einen Sundowner in München?
Die Bar Dahoam in Minga mit ihrem Loungebereich lädt zum Verweilen ein. Oder: zu Füßen der Bavaria ein mitgebrachtes Nockherberg-Hell genießen.
Was ist Ihnen lieber, Biergarten mit Bier oder Bar mit Weißweinschorle?
Ein gepflegtes, eiskalt gezapftes Bier natürlich. Gerne in Begleitung von Familie und netten Freunden.
Was ist Ihr liebstes Restaurant?
Das Wirtshaus in der Au ist immer einen Besuch wert.
Wohin kehren Sie am liebsten zurück, wenn Sie längere Zeit nicht in München waren?
Ich genieße es, an die Theresienwiese zurückzukehren, wenn wir für das Oktoberfest die Festhalle Schottenhamel beziehen. Für mich ist das ein besonderer Moment, wenn jedes Jahr zwei Wochen vor der Wiesn das Büro wieder bezogen wird, die Mitarbeiter kommen und wir schauen, ob noch alles so in unseren Bürocontainern ist wie im Vorjahr. Da finden sich dann tolle Sachen in den Schubladen, die man vergessen hat.
Was ist Ihr favorisiertes Ausflugsziel von München aus?
Die Stöfflhütte auf der Walleralm am Wilden Kaiser. Das goldene Öl – eine Biersorte der Hausbrauerei – schmeckt gewaltig und die Aussicht von der Alm ins Inntal ist grandios. Und: Die Mutter vom Wirt Peter Bichler macht die besten Kaspressknödel vom ganzen Tal.
Welcher See ist der schönste in der Münchner Umgebung?
Ich persönlich bin sehr gerne am Seehamer See am Irschenberg. Da habe ich eine Lizenz zum Fischen und gehe gerne mit meinem Sohn zum Renken- oder Forellenfangen. Zudem gibt es dort einen wunderschönen Rundweg zum Wandern. Der See ist oft unbeachtet, weil man ihn nur vom Vorbeifahren auf der A8 kennt. Aber die Ausfahrt lohnt sich!
Tracht oder keine Tracht?
Für mich aus Überzeugung Tracht. Ich finde aber, das sollte jedem selbst überlassen sein und man muss sich persönlich wohlfühlen, sonst wirkt die Tracht nicht authentisch. Und in München kann man immer Tracht tragen – nicht täglich die Lederhosen, aber mit einem bayerischen Sakko oder Janker ist man immer gut gekleidet.
